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Geschichten von Burlanda und Sfrüsaduu

Schmuggelnächte in Erbonne erzählt

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Wo ist

Lombardia

22028 Erbonne CO, Italia (0m s.l.m.)

Wegbeschreibung
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Die Nächte im Val d'Intelvi

Die Nacht ist über den Monte Generoso hereingebrochen, und im ganzen Val d'Intelvi herrschen Dunkelheit und Stille. Wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt bereiten sich zwei Männer auf stundenlange Nachtwachen vor. Beide haben eine Aufgabe zu erfüllen, bevor der Morgen graut. Der eine trägt jutebesetzte Wanderstiefel, hat eine schwere rechteckige Tasche auf dem Rücken, und trotz der kalten Luft stehen ihm Schweißtropfen auf der Stirn. Er geht in gleichmäßigem Tempo voran, erstarrt aber bei jedem Knacken, wartet mit angehaltenem Atem und entschlüsselt die Geräusche in der Dunkelheit. Erst als er sich sicher fühlt, setzt er seinen Weg fort.

Der zweite Mann liegt auf einer Pritsche in einem winzigen Steinbau, halb ausgestreckt und in eine Schafwolldecke gehüllt. Er trägt eine schwere graue Jacke und hält sich einen Hut vor die Brust, auf dem eine gelbe Flamme prangt. Er sieht nicht aus wie jemand, der schlafen will, und aus der Unterseite der Decke sprießen tatsächlich ein Paar gepanzerte Stiefel. Seine Ohren spannen sich bei jedem noch so kleinen Geräusch und seine Augen tasten das Halbdunkel ab.

Wenn sie sich treffen, wird es eine Niederlage für ihn sein. Er wird den Schulterriemen seiner schweren Bricolla durchschneiden, sie aufgeben und dem Schlimmsten entgehen, indem er durch den Wald rennt. Der zweite Mann kennt seine Pflicht, aber er wird nicht ohne einen Anflug von Angst von seiner Pritsche aufspringen und sich auf die Verfolgung in die Dunkelheit begeben.

Wie viele Nächte haben diese beiden Männer, der Burlanda und der Sfrüsaduu, der Finanzier und der Schmuggler, einander in diesen Bergen gejagt, sind ausgewichen und haben sich oft gefürchtet. Die Geschichten dieser Nächte und jener Jahre, in denen der Schmuggel an der Schweizer Grenze an der Tagesordnung war, können Sie im Piccolo Museo della Guardia di Finanza e del Contrabbando hören.

01-erbonne.jpgNacht in Erbonne

Das Dorf Erbonne

Wir sind in Erbonne, im Herzen des Val d'Intelvi. Das winzige Bergdorf, eine Handvoll Häuser nur wenige Meter von der Schweizer Grenze entfernt, hat eine eigentümliche grenzüberschreitende Geschichte. Es war geografisch immer italienisch, aber mit einem unklaren rechtlichen und administrativen Status, zumindest bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Die Rechte an den Grundstücken und Höfen des Dorfes gehörten nämlich einer Schweizer Familie aus Scudellate auf der anderen Seite der Grenze. Dies gab Anlass zu jahrelangen Streitigkeiten über die Zahlung von Steuern durch die Einwohner, und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rechtsstatus des Dorfes klar definiert. Heute zahlen die wenigen Einwohner von Erbonne, von denen die meisten Schweizer sind, ihre Steuern in Italien, und das Dorf ist ein Ortsteil des Centro Valle Intelvi.

Schmuggel

Berühmt wurde Erbonne aber vor allem durch seine strategische Lage für den Schmuggelverkehr aus der Schweiz, insbesondere in der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die späten 1970er Jahre. Der Schmuggel von lebenswichtigen Gütern wie Kaffee und Zucker, aber vor allem von Zigaretten, war so intensiv, dass 1947 die kleine Kaserne der Guardia di Finanza gebaut wurde.

Die kleine Kaserne

Seitdem und in den folgenden dreißig Jahren sah das Dorf zahlreiche Finanzbeamte aus ganz Italien, die Tag und Nacht und bei jedem Wetter gegen den Schmuggel Dienst taten. Die Kaserne wurde 1977 geschlossen, aber dank der Initiative der Associazione Nazionale Finanzieri fiel dieses Datum nicht mit dem Ende der Kasernengeschichte zusammen. Die A.N.F.I. Sezione Alceo Salvini wollte dem Valle Intelvi ein lebendiges Zeugnis eines wichtigen Moments seiner Geschichte zurückgeben, indem sie die kleine Kaserne restaurierte und neu ausstattete. Das bis 2001 vernachlässigte Gebäude wurde umgestaltet, und im folgenden Jahr entstand das kleine Museum der Guardia di Finanza und des Schmuggels, das den Namen "Burlanda e Sfrüsaduu" trägt.

02-museo.jpgDas Innere des Museums

Das Museum

Wie von Zauberhand öffnet sich in den engen vier Wänden der kleinen Kaserne eine riesige Welt der Erinnerungen und Erinnerungsstücke, die unter anderem dank der Beiträge des Historischen Museums der Guardia di Finanza in Rom und des Schweizer Grenzwachtkorps rekonstruiert werden konnten. Auch viele Privatpersonen haben zum Reichtum des Kleinen Museums beigetragen, vor allem ehemalige Schmuggler und Finanziers, lebende Zeugen und Erzähler einer zwar fernen, aber authentischen Geschichte. Im Museum finden sich zahlreiche Gegenstände aus der damaligen Zeit, vom Schlafsack des Finanziers (der oft im Freien schlief) über die Werkzeuge des Schmugglers (Brikett und Sichel zum Durchtrennen der Gurte und zur Erleichterung der Flucht) bis hin zum alten Wappen der königlichen Guardia di Finanza und den Uniformen aus der damaligen Zeit, sowohl der italienischen als auch der Schweizer "Kollegen".

Von Symbolen und Erinnerungen

Das Kleine Museum ist nicht nur eine Schatztruhe der Erinnerungen, es ist ein authentischer Ort, es ist etwas Besonderes, weil es durch die Menschen weiterlebt, die diese Uniformen trugen und in dieser Koje schliefen, mit einem offenen Auge. Für diejenigen, die diese Zeit miterlebt haben, ist es das Symbol einer Verbundenheit mit dem Korps der Guardia di Finanza, die heute vielleicht verloren gegangen ist oder sich zumindest in etwas anderes verwandelt hat. Im Jahr 2022 feiern wir 20 Jahre seit der Einweihung des Kleinen Museums: eine Quelle des Stolzes für alle, die zu seiner Entstehung beigetragen haben, und eine Quelle großer Emotionen für diejenigen, die in Erbonne gedient haben und die ein Stück Leben wiederentdecken, das zum Erbe aller geworden ist.

Einbesonderer Dank geht an die Protagonisten dieser Geschichte, an diejenigen, die diesen besonderen Ort konzipiert und rekonstruiert haben: Stefano Agnese, Gino Principessa, Angelo Serra, Pietro Vitelli, Guido D'Orazio, Ulderico Battista, Gabriele Lombardo und Piero Gammeri.

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