SHARRYLAND
La Giubiana da Canz
Der letzte Donnerstag im Januar, ein Übergangsritus zwischen dem alten und dem neuen Jahr
Wo ist
Der Ritus der Giubiana wird im Januar in Canzo gefeiert
In Canzo bereitet sich das Dorf auf eine uralte, geheimnisvolle und symbolträchtige Zeremonie vor: den Ritus der Giubiana. Es ist der letzte Donnerstag im Januar, ein erwartungsvoller Tag, an dem die ganze Gemeinde zusammenkommt, mit einem tiefen Bewusstsein und einem tief verwurzelten Vertrauen in die Wahrhaftigkeit und Gültigkeit dieses Übergangsrituals.
Die Ursprünge des Rituals
Die Entscheidung, das Ereignis im Januar zu feiern, kommt nicht von ungefähr. Schon der Name des Monats leitet sich aus dem lateinischen "Janus geweiht" ab, dem römischen Gott des Anfangs und des Übergangs. Es ist die Zeit, in der Mutter Natur am Ende ihres Jahreszyklus das Aussehen einer alten, klapprigen Frau annimmt. Die Gemeinschaft, die sich bewusst ist, dass nur durch ihr "Opfer" der Übergang vom alten zum neuen Jahr ohne Trauma erleichtert werden kann, beschließt, sie zu verbrennen, um sich von allen angesammelten Übeln zu befreien.
Symbolik eines Jahrtausende alten Rituals
Die Schlüsselelemente dieses tausendjährigen Rituals sind Feuer und metallischer Klang. Das Feuer erfüllt mit seinem Flammentanz eine doppelte Funktion. Einerseits vertreibt es die negativen Elemente, die mit der Arbeit auf den Feldern verbunden sind, wie Krankheit, Hagel und Dürre. Andererseits stabilisiert und revitalisiert es das Wachstum und die Gesundheit der Natur und bereitet sie auf das Frühlingserwachen vor. Der metallische Klang, der vielleicht mit der geheimnisvollen Kunst der Metallbearbeitung zusammenhängt, soll das Böse abwehren.
Wer ist die Jubana?
Die Geschichte der "Giubiana de Canz" wurde von der "Cumpagnia di Nost", einem Verein, der sich für die lokalen Traditionen einsetzt, geduldig rekonstruiert. Die Giubiana selbst, eine schwarz gekleidete Puppe mit einem roten Bein, wird zum Opfersymbol für das Ende des alten Jahres und die Erneuerung der neuen Saison. Sie hält die Spindel und den Spinnrocken in der Hand und erinnert damit an die griechischen Göttinnen Moire, die den natürlichen Kreislauf von Leben und Tod symbolisieren.
Was geschieht in Canzo? Die Prozession zum "Tribunal
Die Veranstaltung ist geprägt von einer faszinierenden Prozession durch das Dorf, bei der die Giubiana auf einem Wagen in Begleitung des Henkers die historischen Straßen durchquert. In Schwarz und Weiß gekleidet, begleiten "bagaj e tusan" (Licht und Dunkelheit) den Weg, beschwören wohltuende Kräfte herauf und vertreiben das Negative mit Glockengeläut und dem Klirren von Büchsen. Der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß ist offensichtlich und stellt den Konflikt zwischen Gut und Böse dar.
Die Prozessionbeginnt an der San-Rocco-Kapelle, von wo aus sie zur Villa Meda hinunterzieht. Am Tor der Villa Meda widmen die in einen roten Mantel gehüllten "Diauj dala bela vus" (die Teufel mit der schönen Stimme) der Giubiana von einem Balkon aus eine baufällige und provokante Ode. Die Prozession erreicht einen kleinen Platz, wo die "Strìepicitt", kleine, schwarz und rot gekleidete Hexen, einfallen. Sie entzünden ein Feuer und tanzen wie Dämonen zum frenetischen Rhythmus der Trommeln. Die Prozession ist ein Wirbelsturm aus Klängen, Farben und Bewegungen, der eine Atmosphäre unbändiger Energie schafft.
Die anderen Figuren: Die Natur kommt an
Die Giubiana wird während der Prozession von einem maskierten Mann verkörpert, der später bei der Verbrennung durch eine aus Lumpen und Stroh gefertigte Puppe ersetzt wird. Die Veranstaltung geht weiter mit dem Erscheinen von wohlwollenden Figuren wie dem Anguana (Aal), dem Selvadigh (Wilder Mann) und dem Cervun (Hirsch), die mit Hilfe von Natursymbolen die Hexen verjagen und die Zyklen der Natur feiern. Anschließend tanzen sie mit den 'Bianch' (weiß gekleidete Kinder). Der Trommelwirbel wird wieder aufgenommen, der Urzu" (Bär) kommt angerannt und treibt die nützlichen Gestalten in die Flucht und beginnt einen Kampf mit dem Casciadur" (Jäger), der ihn schließlich zähmt und in einen Käfig sperrt. Die rituelle Handlung dieser beiden Figuren verdeutlicht den Zusammenstoß zwischen dem Wilden und dem Menschlichen, zwischen Natur und Kultur.
Die Verhandlung und das Urteil
Einen theatralischen Charakter erhält das Ritual während des symbolischen Prozesses auf dem Platz, bei dem die Jubuana für die negativen Ereignisse des vergangenen Jahres angeklagt wird. Zeugen berichten von ihren "Sünden", und der Anwalt der verlorenen Fälle versucht, sie zu verteidigen. Der Ältestenrat fällt das endgültige Urteil und verurteilt Giubiana zur Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.
Die Prozession wird fortgesetzt, und vor der Kirche San Francesco verabschieden sich die "Strìe" ein letztes Mal von der Giubiana, die zu fliehen versucht, aber vom Henker verfolgt und gefangen wird. Dem "Urzu" hingegen gelingt die Flucht und er kehrt in seine eigene Umgebung zurück, wobei er dem Mann die Illusion vermittelt, ihn gezähmt zu haben.
Der Scheiterhaufen: ein neuer Anfang
Die Puppe wird zur Freude und Belustigung der ganzen Gemeinschaftverbrannt: Aus der Art, wie sie brennt und wie sich der Rauch ausbreitet, werden Glücks- oder Unglückswünsche gezogen. Die Zeremonie endet mit einem gemeinschaftlichen Festmahl, bei dem Glühwein und Risotto mit Würstchen den Wunsch nach Glück und Reichtum für das kommende Jahr symbolisieren. Die Giubiana, ein symbolisches Opfer, löst sich in den Flammen auf, nimmt die Übel des vergangenen Jahres mit und öffnet die Tür zu einem neuen Anfang.
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